Sondenlagen
Es gibt viele unterschiedliche Indikationen für das Legen einer Ernährungssonde. Daher gibt es eine ganze Reihe von verschiedenen Sondentypen, die jeweils für eine bestimmte Problematik eine Lösung darstellen. Die Sonden unterscheiden sich einerseits nach der Anlagetechnik, also nach der Art, wie die Sonde in den Körper eingeführt wird, und andererseits nach der Sondenlage, also dem Teil des Verdauungstrakts, in dem das innere Ende (die sogenannte Spitze) der Sonde liegt.
Die Anlage
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Anlagetechniken: Transnasal, d.h. über die Nase (weiter durch den Rachenraum und die Speiseröhre), sowie perkutan, d.h. durch die Haut der Bauchdecke. Transnasale Sonden werden meist ambulant gelegt und sind eher für Kinder geeignet, die über einen kürzeren oder (noch) nicht absehbaren Zeitraum künstlich ernährt werden müssen.
Die Anlage perkutaner Sonden hingegen ist komplizierter und bedarf eines kleinen operativen Eingriffs. Perkutane Sonden kommen bei längerfristigen Ernährungstherapien zum Einsatz.
Die Sondenlagen
1. Gastrale Lage
In den meisten Fällen werden sowohl transnasale als auch perkutane Ernährungssonden in gastraler Lage gelegt, sodass die Spitze der Sonde im Magen des Kindes liegt. Die gastrale Lage hat den Vorteil, dass die Funktionalität des Magens für den Verdauungsprozess erhalten bleibt. Dadurch kann der Tagesbedarf an Nahrung in vier bis sechs größeren Portionen (sogenannten Bolusgaben) gegeben werden, wenn das Kind diese Nahrungsmengen verträgt. In der Folge wird der Rhythmus normaler Mahlzeiten soweit wie möglich beibehalten, der pflegerische Aufwand erheblich verringert und der Tagesablauf des Kindes so wenig wie möglich gestört.
Faktoren, die eine gastrale Lage der Ernährungssonde erheblich erschweren oder so-gar unmöglich machen können, sind Beeinträchtigungen der Magenentleerung oder -funktionalität (z.B. Verengungen am Magenausgang) sowie Funktionsstörungen des Mageneingangs, in deren Folge es zu einem Reflux, also dem Zurückfließen von Mageninhalt in die Speiseröhre kommen kann.
Mitunter steigt saurer Mageninhalt sogar bis in den Rachenraum hoch, von wo er, besonders bei Kindern mit bestehenden Schluckstörungen, in die Lungen gelangen und ggf. zu Erstickungsanfällen oder lebensbedrohlichen Lungenentzündungen führen kann.
Abb. 2-1: Die gastrale Lage befindet sich im Magen
2. Jejunale bzw. duodenale Lage
Kinder, bei denen die gastrale Lage nicht zum Einsatz kommen kann, können stattdessen über eine Sonde in jejunaler bzw. duodenaler Lage versorgt werden. Hierbei liegt die Spitze der Sonde im Dünndarm des Kindes. Im Idealfall gelingt es, die Sonde über das Duodenum (Zwölffingerdarm) hinweg bis in den oberen Dünndarm (Jejunum) vorzuschieben, in die sogenannte jejunale Lage.
Falls dies nicht möglich sein sollte, wird die Sonde lediglich bis in den Zwölffingerdarm gelegt, der sich direkt hinter dem Magenausgang befindet. Man spricht dann von einer Ernährungssonde in duodenaler Lage, bei der jedoch die Gefahr besteht, dass die Sonde im Rahmen einer leichten Lageveränderung bis in den Magen zurückrutscht und neu gelegt werden muss.
Ein großer Nachteil von Sonden in jejunaler oder duodenaler Lage ist, dass der Magen des Kindes komplett umgangen wird. Der Dünndarm ist jedoch nicht in der Lage, größere Mengen Nahrung aufzunehmen. Deswegen sind Bolusgaben nicht möglich und der Nahrungsbedarf des Kindes muss stattdessen über eine kontinuierliche Gabe der Sondennahrung gedeckt werden. Diese Aufgabe lässt sich zwar durch den Einsatz von Ernährungspumpen weitgehend automatisieren, kann aber die Mobilität und den Tagesablauf des Kindes beeinträchtigen.
Die für ein Kind am besten geeignete Sondenart ergibt sich aus seinem momentanen Zustand, der jeweiligen Grunderkrankung sowie der Frage der Dauer der Notwendigkeit einer enteralen Ernährungstherapie. Die geeignete Sondenlage ist hingegen abhängig von der Funktionalität des oberen Magen-Darm-Trakts und wird im Allgemeinen von einem erfahrenen Gastroenterologen festgelegt.
Abb. 2-2: Die duodenale Lage befindet sich im Zwölffingerdarm
Abb. 2-3: Die jejunale Lage befindet sich im oberen Dünndarm