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Transnasale Sonden

Transnasale Sonden werden normalerweise bei enteralen Ernährungstherapien von bis zu sechs Wochen, sowie in Situationen, in denen die voraussicht liche Dauer der Therapie noch nicht absehbar ist, eingesetzt. Da transnasale Sonden sowohl in den Magen als auch in den Dünndarm gelegt werden können, kommen sie bei vielen verschiedenen Diagnosen zum Einsatz und sind oft die erste Sondenart, mit der Eltern und Kinder in Berührung kommen. 

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Beschreibung

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Eine transnasale Sonde ist im Wesentlichen ein dünner Kunststoffschlauch (ø 2–4 mm), der mit der Spitze zuerst durch die Nase, den Rachenraum und die Speiseröhre bis in die gewünschte Lage im Körper des Kindes vorgeschoben wird, also entweder in den Magen (nasogastrale Sonde) oder durch den Magen hindurch bis in den Dünndarm (nasojejunale bzw. –duodenale Sonde). Dieser Vorgang wird von den meisten Kindern weitgehend gut toleriert. Es gibt jedoch auch Kinder, die den Vorgang als so unangenehm empfinden, dass sie dabei leicht sediert werden müssen.

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Abhängig von der Größe des Kindes und der Sondenlage beträgt die Gesamtlänge der Sonde 50–130 cm. Das äußere Ende der Sonde ragt aus der Nase heraus und wird mit einem Pflaster an der Wange des Kindes befestigt. Hierdurch wird ein Herausrutschen der Sonde weitgehend verhindert.

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Es kommt jedoch vor, dass insbesondere kleinere Kinder ihre Sonde als so störend (oder vielleicht interessant) empfinden, dass sie versuchen, die Sonde herauszuziehen. Da die Spitze der Sonde nicht fest im Körper des Kindes fixiert ist, kommt es manchmal zu einer unbemerkten Dislokation (Verschiebung der Sonde), beispielsweise wenn ein Kind erbricht. Dabei kann es passieren, dass sich die Sonde in der Speiseröhre aufrollt. Es ist daher sehr wichtig, vor jeder Nahrungsgabe die korrekte Lage einer transnasalen Sonde zu prüfen.

Anlage Transnasaler Sonden
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Da die Anlage transnasaler Sonden keinen operativen Eingriff erfordert, wird das Vorschieben der Sonde meist ambulant oder auf der Station durch die Pflegekräfte durchgeführt. Bei nasogastralen Sonden ist dieser Vorgang relativ unproblematisch.

 

Das Legen einer nasojejunalen oder nasoduodenalen Sonde gestaltet sich hingegen etwas schwieriger, da das Vorschieben zwischen Magen und Dünndarm nicht mehr einem linearen Pfad folgt. Deshalb muss ein Facharzt die Sonde in die gewünschte Lage bringen. Oft werden diese Sonden in Zusammenarbeit mit Radiologen unter Röntgenkontrolle gelegt und die korrekte Lage der Sonde mit Hilfe einer Röntgenaufnahme kontrolliert.

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Um die korrekte Lage der Sonde zu überprüfen, können Arzt oder Pflegekräfte eine kleine Menge Luft über die Sonde in den Magen spritzen. Gleichzeitig wird ein Stethoskop auf den oberen Bauchbereich gehalten. Wenn das Einspritzen der Luft als »Blubbergeräusch« wahrgenommen werden kann, befindet sich die Sonde an der richtigen Stelle. Weitere Möglichkeiten, um die Lage der Sonde zu kontrollieren, sind z.B. eine Röntgenkontrolle (das sollte allerdings aus Strahlenschutzgründen nur in Ausnahmefällen gemacht werden) oder die Messung des pH-Wertes.

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Bei einer pH-Wert-Messung wird etwas Verdauungssaft durch die Sonde angezogen (aspiriert). Anschließend wird der Säuregrad des Verdauungssafts gemessen: Stammt die Flüssigkeit aus dem Magen, ist dieser aufgrund der Magensäure sauer und die Sonde liegt richtig. Transnasale Sonden werden, abhängig von den Angaben des Herstellers, alle zwei bis acht Wochen gewechselt. Hierbei wird das Pflaster an der Wange des Kindes gelöst, die Sonde vorsichtig herausgezogen und anschließend durch eine neue Sonde er setzt. 

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Bei nasogastralen Sonden wird der Wechsel in der Regel von erfahrenen Pflegekräften in der Klinik vorgenommen, es ist jedoch auch denkbar, dass Eltern beigebracht wird, den Wechsel zuhause eigenständig durchzuführen. Der Austausch einer nasojejunalen bzw. – duodenalen Sonde hingegen kann aufgrund der komplexeren Anlagetechnik nur von einem erfahrenen Gastroenterologen (oder auch Radiologen) in der Klinik vorgenommen werden. 

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Abb. 3-1: Eine transnasale Sonde wird durch die Nase, den Rachenraum und die Speiseröhre bis hin zur gewünschten Lage vorgeschoben

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Abb. 3-2: Kleinkind mit transnasaler Sonde

Vor- und Nachteile​
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Der Hauptvorteil transnasaler Sonden ist, dass sie meist relativ unproblematisch gelegt oder gewechselt werden können, sie vergleichsweise wenig invasiv sind und keine bleibenden Schäden im oder am Körper des Kindes verursachen. Andererseits empfinden viele Eltern und Kinder die aus der Nase heraushängende Sonde als äußerst stigmatisierend und lästig. Auch besteht die Gefahr, dass die Sonde absichtlich oder versehentlich herausgezogen oder in ihrer Lage verändert wird.

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Darüber hinaus können transnasale Sonden Schluckstörungen begünstigen oder verschlimmern, in selteneren Fällen auch Schleimhautreizungen auslösen und den Verschluss des Mageneingangs (Kardia) so beeinträchtigen, dass ein gastroösophagealer Reflux (GERD) entstehen kann. 

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Abb. 3-3: Säugling mit einer transnasalen Ernährungssonde in einem Brutkasten

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